An A.

Letzte Woche bekam ich eine dieser gesponserten LinkedIn-Nachrichten. A. bot mir seine Hilfe an. Sofern ich noch keine Million Euro Umsatz pro Monat mache. – Volltreffer. Die Zeiten sind eben hart. Lasst uns zesammestonn! Ein paar Anmerkungen hätte ich allerdings noch …

Lieber A.,

Coaches zu beraten ist mindestens so ein hartes Brötchen wie dem Pflegepersonal das Rauchen zu verbieten oder Ärzten die Selbstmedikation. Würde ich nicht immer mal wieder dem affektiven Irrglauben anheimfallen, dass ich die Weisheit mit Löffeln gefressen habe, könnte ich meinen Coaching-Nebenjob gar nicht ausüben.

Für jeden und gegen alles gut.

Auf deiner Website schreibst du <zwischen den Zeilen>, dass ich gar nicht viel können oder wissen muss, um viel Geld zu verdienen. – Ich hörte bereits mehrfach davon … Du sagst in einem Video, dass ich mehr verdienen könnte als ein Arzt. – Prinzipiell sehr bedenklich!
Dein Angebot erinnert mich übrigens an Apfelessig. Der ist auch für jeden was und gegen alles gut. Und wer ihn nicht runterkriegt, hat’s einfach nicht kapiert oder/und ist zu undiszipliniert.

Ich Idiot*in!

Statt mit Nonchalance vom hochpreisigen digitalen Premium-Milliardenmarkt mit Abermillionen Umsatz zu profitieren, arbeite ich immer noch hart an meinem allerersten klitzekleinen Milliönchen. Und wenn ich dann wieder am 24.12. erschöpft unterm Weihnachtsbaum liege (wie auch sehr viele andere Solo-Selbstständige/Freiberufler in den letzten Jahren !!!), träume ich: Im nächsten Jahr … ganz bestimmt …!

Du A., …

Wenn ich du wäre, würde ich Geisteswissenschaftler per se auf die Blacklist setzen. Spar dir deine digitalen Aerosole. Denn diese Spezies ist entweder zu schlau oder zu doof. Je nach Blickwinkel.

Ich meine, unternehmerischer Erfolg lässt sich nicht nur am Umsatz festmachen. Genauso wenig wie nachhaltiger Wohlstand am Bruttoinlandsprodukt. Zugegeben, viel mehr Unternehmer könnten ruhig mehr pushy auftreten, weil sie’s einfach draufhaben. Die reißt du aber mit deinem weißen Sportwagen nicht vom Hocker. Weil da stehen die drübba. Unbestritten ist, dass das Potenzial von Websites als 24/7-Self-Service-Tool in Deutschland noch lange nicht ausgeschöpft ist. Da bin ich ganz open-minded.

Weißt du A., …

Ich bin keine Ghettopräsidentin und auch keine Spielerfrau. Deshalb funktionieren deine bisherige Ansprache und Argumentation bei mir nicht. Ganz im Gegenteil. Sollte deinerseits jetzt immer noch Interesse bestehen, bitte Personas noch mal feinjustieren. Vielleicht werde ich in deinem nächsten Mailing sogar zum Lead …

Herzliche Grüße

Y.

Yvonne Grünenwald